Donnerstag, 4. Juli 2019

Peru

Reiseetappen seit letztem Blogeintrag: Zorritos-Piura-Chachapoyas-Nuevo Tingo-Leimebamba-Baños del Inca-Cajamarca-Huamacuco-Pallasca-Huallanca-Huaraz-Huanuco-Cerro de Pasco-La Oroya-Lima-Paracas NP-Huacachina-Nasca-Puquio-Chalhuanca-Abancay-Cusco-Cañon del Tinajani-Puno

Am 18.3.2019 hatten wir die Grenze zu Peru passiert. Die Formalitäten waren unkompliziert und das Prozedere rasch erledigt. An der Küste Perus war es unterträglich heiss. Wir hatten uns für drei Nächte im Swiss Wassi einquartiert, einem kleinen hübschen Stellplatz, geführt von einem Schweizer, direkt am Meer, so dass ab und zu ein kühles Bad möglich war. Da uns die Küste Perus nicht sonderlich gefallen hatte, da sie stark von Müll und Staub dominiert ist, hatten wir ziemlich rasch den Weg in die Anden eingeschlagen, wo es schnell kühler wurde. Die Berglandschaft ist unglaublich schön, und die kleinen, ärmlichen Bergdörfer versetzten uns in Staunen. Es war beeindruckend, wie bescheiden die Menschen hier leben (müssen) und dennoch scheinen sie recht zufrieden zu sein. Sie winkten uns freudig zu, wenn wir uns durch ihre engen Strassen zwängten. So schön jedoch die Landschaft in den Anden auch ist, so hart muss man sie sich erkämpfen. Die Strassen sind schmal und winden sich steil und serpetinenmässig empor und wieder hinunter. Oft mit Schlaglöchern durchsetzt, so dass eine maximale Durchschnittsgeschwindigkeit von 20km/h möglich ist. Ich kann festhalten, dass Cyrill und Büffel II ihre Sache in diesem Gelände hervorragend gemacht haben, mich hingegen brachte es an meine Grenzen. Die steilen Abgründe machen mir zu schaffen und ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so viele Stossgebete Richtung Himmel geschickt habe.
Glücklicherweise hatten auch meine drei Reisegefährten früher als geplant die Nase voll von den beschwerlichen Bergstrassen, so dass wir beschlossen, uns noch vor Lima, welches wir ursprünglich umfahren wollten, wieder an die Küste zu begeben.
Auf der Strecke irgendwo zwischen Huaraz und Huanuco kam es dann leider noch zu einem kleinen Unfall. Während der Fahrt hatte sich die Türe des Stauraums geöffnet. Wie gesagt, die Strassen sind eng und natürlich stand genau in diesem Augenblick ein anderer Lastwagen auf der Strasse, so dass die Türe wie eine Handorgel gefaltet und anschliessend abgerissen wurde. Mitten im Verkehrschaos, welches durch eine Baustelle entstanden war, stand ich da, die Stauraumtüre haltend und auf Cyrill wartend, der einen Platz suchte um den Steyr irgendwo zu parkieren ohne den Verkehr noch mehr zu blockieren. Glücklicherweise kamen ein paar Minuten später Irmgard und Klaus angefahren. In Windeseile packten wir die Ware des Stauraums in unsere Kabine und in den Stauraum des MAN, um so rasch wie möglich dem Chaos zu entkommen. Glücklicherweise  fanden wir bald einen guten Übernachtungsplatz bei einem Fussballfeld. Dort verbrachten wir zwei Nächte. Cyrill und Klaus nutzten die Zeit um die Türe reparieren und wir Frauen konnten wieder mal Wäsche waschen.
Wie sagte Sepp, der Overlander, den wir in Mexiko trafen: "Jeder Kratzer am Offroad-Mobil ist eine Lachfalte". Der Büffel II trägt demnach nun ein breites Grinsen im Gesicht....Glücklicherweise sind jedoch keine Menschen zu Schaden gekommen - das ist ja das Wichtigste.
Mit geflickter Stauraumtür stand unserer Weiterfahrt nichts mehr im Wege. Die nächste Herausforderung bestand darin, eine Unterkunft in Lima zu finden. Irmgard und Klaus konnten für sich eine beim Deutschen Klub ausfindig machen. Da dort nur deutsche Staatsbürger zugelassen sind, war dies für uns keine Option. Dank der iOverlander-App fanden wir heraus, dass es offenbar auch einen Schweizer Klub in Lima gäbe (tatsächlich sind dort auch nur Personen mit Schweizer Pass zugelassen...). Leider war das Zufahrtstor  in der Höhe begrenzt und der Steyr wieder mal zu hoch...so sahen wir uns gezwungen, auf die Schnelle eine neue Unterkunft zu finden. Diese fanden wir bei einem Hostal im edlen Stadtteil Miraflores. Der Parkplatz war allerdings so eng, dass wir kaum mehr aussteigen konnten. Zudem hatte uns die Dame an der Reception mitgeteilt, dass nur eine Übernachtung möglich sei, da sie bereits weitere Reservationen hätte. So konnten wir Lima nur bei einem halbtägigen Ausflug kennenlernen. Cyrill war über diese Fügung nicht allzu betrübt. So schlugen wir bereits am nächsten Tag den Weg Richtung Süden ein. Die Ostertage verbrachten wir, nachdem wir das Verkehrschaos um Lima hinter uns gelassen hatten, im Paracas Nationalpark. Die Landschaft im Paracas NP mit der unendlichen Weite waren eindrücklich. Trotz der Ferientage hatten wir kaum andere Leute angetroffen. Einige der wenigen, die dort waren, hatten sich mit ihren Autos so tief im losen Sand festgefahren, dass die Hilfe von Cyrill und Klaus nötig war, um sie wieder zu befreien. Es geht doch nichts über das Wissen der Off-Road-Profis....
Nach vier Tagen im Paracas NP, wo wir die unberührte Natur genossen haben, ging es weiter zur Laguna Huacachina, eine kleine Oase mitten in der Sandwüste umgeben von hohen Sanddünen. Diese wird zwar touristisch ziemlich vermarktet - man kann dort unter anderem Sandboarden - dennoch hat es mir sehr gut gefallen. Während Cyrill auf eine Sandboard-Tour ging, konnte ich in einer netten Bar und bei einem köstlichen Drink mein Andentrauma verarbeiten und ein nettes Restaurant fürs Abendessen aussuchen. Das gehört schliesslich auch zum Reisen!

Wir setzten am nächsten Tag unseren Weg Richtung Nasca, wo sich die berühmten Linien-Zeichnungen der Indianer befinden, fort. Um diese Zeichnungen sehen zu können muss man allerdings auf schwindelerregend hohe, rostige Türme klettern. Daher kann ich nicht sagen, wie sie aussehen.

Der nächste grosse Zwischenhalt war Cusco, die ehemalige Hauptstadt der Inkas.  Es sollte zugeich die letzte Sehenswürdigkeit sein, die wir mit Irmgard und Klaus geniessen durften. In Cusco sollten sich unsere Wege trennen, da sie das Reisetempo etwas drosseln wollten, wir jedoch ein bisschen beschleunigen mussten, da mich am 3. Juli mein Arbeitgeber erwartet. Neben einem gemütlichen Stadtbummel in Cusco haben wir noch einen Ausflug zu den Rainbow-Mountains gebucht. Berge, die durch die unzähligen Bodenschätze in den schönsten Farben wie ein Regenbogen leuchten. Leider war uns Petrus nicht gnädig: es war neblig, eisig kalt und bei der Ankunft kam gar ein kleiner Schneesturm auf, so dass von der Farbenpracht nur wenig zu sehen war.
Nach vier Tagen in Cusco trennten wir uns einmal mehr schweren Herzens von unseren Reisegefährten Irmgard und Klaus.

Auf Machu Pichu haben wir aus logistischen und finanziellen Gründen bewusst verzichtet. Auch die Vorstellung, die Stätte mit 2500 anderen Tagesbesuchern zu teilen war wenig verlockend. Die UNESCO wird es uns danken. Daher führte uns der Weg von Cusco direkt zum Titicacasee. Kurz nach Puno haben wir einen Stellplatz bei einem Hotel direkt am See gefunden. An der Reception konnten wir einen Ausflug zu den schwimmenden Uros-Inseln buchen. Diese zu besichtigen war sehr eindrücklich. Die Inseln werden aus dem dort wachsenden Tortoragras gebaut und müssen regelmässig erneuert werden, da die unteren Schichten verfaulen. Ein Uros-Häuptling demonstrierte uns anhand von Modellen, wie die Inseln geschaffen werden. Danach durften wir sein bescheidenes Heim besichtigen und uns mit Souvenirs eindecken. Wir trinken unseren Morgenkaffee nun aus handgefertigten Uros-Tassen. Auch schön.