Samstag, 14. Juli 2018

Yukon und Alaska

Unsere zurückgelegte Route seit dem letzten Blog-Eintrag:
Jasper - McBride - Dawson Creek - Fort Nelson - Muncho Lake - Liard Hot Springs - Watson Lake - Teslin - Whitehorse - Pelly Crossing - Dawson City - Chicken (Alaska) - Tok - Delta Junction - North Pole - Dalton Highway (Arctic Circle / Prudhoe Bay)

Die Weiterfahrt von Jasper bis nach Dawson Creek verlief mehr oder weniger unspektakulär. Wir haben oft auf Recreation Sites in British Columbia übernachtet. Dies sind staatliche Rastplätze, meist sehr schön an einem See gelegen und erst noch kostenlos! Anlässlich einer solchen Übernachtung bot sich uns die Möglichkeit, Büffel II auf seine Mückentauglichkeit zu prüfen. Leider hat er den Test nicht bestanden. In der Nacht schwirrten uns unzählige Mücken um den Kopf und raubten uns den Schlaf. Hatte Cyrill einige Tage zuvor noch posaunt, dass es unmännlich sei, Mückenspray zu benutzen, wäre er in dieser Nacht wohl froh gewesen, wir hätten ein wirksames Mittel gehabt um den Viechern den Garaus zu machen. Auf jeden Fall schlug und klatschte er neben mir im Bett nach den Mücken, dass es Cindy Angst und Bange wurde. Und benutzt nun übrigens Mückenspray.

In Dawson Creek angekommen, hatten wir beschlossen, einen Groomer (Hundefriseur) für Cindy zu suchen, da es sehr heiss war. Drei davon sollte es angeblich in der Stadt geben. Allerdings waren die entweder ausgebucht oder nicht mehr dort wo sie gemäss Googlemap sein sollten. Auf der Suche fiel uns auf, dass uns ein Auto gefolgt war. Wir hielten kurz an um zu wenden, als wir von Bob - unserem "Verfolger" - angesprochen wurden. In erster Linie galt seine Begeisterung unserem "impressive rig" (beeindruckendem Gefährt), weshalb er uns gefolgt war. Aber zufälligerweise kannte er auch eine Groomerin.Wir folgten ihm durch die ganze Stadt und er führte uns zu ihr. Er bat uns, nach dem Friseurtermin auf ihn zu warten. Er würde uns abholen und auf ein Bier zu sich nach Hause einladen. So  kam es, dass er uns am Abend abholte und zu sich und seiner Frau nach Hause chauffierte; ein wunderschönes, grosses Haus in einem noch viel grösseren gepflegten Garten. Uns kullerten fast die Augen aus dem Kopf, mir aufgrund des schönen Blumengartens und Cyrill der vielen Autos wegen, die auf dem Grundstück standen.

Auf der Weiterfahrt haben wir unter anderem eine Nacht in Muncho Lake verbracht, auf einem RV-Park (Campingplatz für "impressive rigs"...), der von Schweizern geführt wird. Der Besitzer war offenbar Helipilot und man hätte Flüge zu guten Angelplätzen buchen können, die nur auf dem Flugweg erreichbar sind.

Im Liard Hot Springs Provincial Park haben wir übernachtet. Im Preis inbegriffen war das Bad in den Hot Springs, den heissen Quellen. Ein ca. 10 minütiger Holzsteg führt zum Naturbecken, welches mitten im üppig grünen Wald liegt. Es hat zwar den ganzen Tag geregnet, was dem Badevergnügen jedoch keinen Abbruch tat. Nur im Camper drin ist es bei regnerischem Wetter etwas ungemütlich, da man den ganzen Schmutz mit reinträgt.

In Teslin machten wir kurzen Zwischenhalt, da ein Inserat uns auf das Teslin Tlingit Heritage (Informationscenter für die Geschichte und Arbeiten der indianischen Bevölkerung) aufmerksam gemacht hatte. Leider wirkte das ziemlich ausgestorben und es gab nicht viel zu sehen. Eine anwesende Native, welche grundsätzlich Masken schnitzen würde, teilte uns mit, sie sei heute "too lazy to work" (zu müde zum Arbeiten). Dafür hatten wir selbstverständlich Verständnis, sind wir doch schon seit mehreren Monaten zu müde dafür. Wobei uns natürlich auch keiner ein Eintrittsgeld bezahlt, um uns beim Arbeiten zuzusehen.

Endlich Ankunft in Whitehorse! Darauf hatte ich mich gefreut. Nach etlichen Übernachtungen irgendwo im Nirgendwo bin ich glücklich über etwas Zivilisation, Flush-Toiletten und eine Dusche. Auf dem Campingplatz lernen wir Vreni und Ueli aus der Schweiz kennen, ein rüstiges Rentnerehepaar, beide über siebzig Jahre alt. Sie hatten uns am Abend zum Kaffee eingeladen und uns reich beschenkt mit Schweizer Schokolade, Basler Leckerli, Eintrittskarten für Diamond Tooth Gerties in Dawson City und vielen spannenden Geschichten aus ihrem aufregendem Leben.
Whitehorse ist eine gemütliche Stadt direkt am Yukon River gelegen, die zum Verweilen und Bummeln einlädt.

In Dawson City haben wir drei Nächte verbracht, auf dem Campingplatz der mitten in der Stadt liegt, so dass wir endlich mal alles zu Fuss erkunden konnten. Dawson City ist eine verrückte Stadt inmitten des Nichts. Sie wurde berühmt und gross durch die Goldfunde im Klondike River. Noch heute fühlt man  sich wie im wilden Westen, wenn man durch die Strassen bummelt.

Am 5. Juli war es dann soweit: der erste Grenzübertritt in die USA, nach Alaska war hürdenlos geglückt. Wir erhielten ein Visum für sechs Monate Aufenthalt und die Einfuhr der Hunde war auch kein Problem. Nun hiess unser nächstes Ziel Prudhoe Bay am Polarmeer. Dies ist der nördlichste Punkt, der mit dem Auto gefahren werden kann. Deshalb fand Cyrill, dass wir unbedingt hin müssten. Der Weg dorthin führt über den Dalton Highway und wir benötigten dafür sechs Tage hin und zurück. Die Strasse ist mal geteert mal nicht, dafür konsequent mit Löchern durchzogen, so dass die Fahrt eine holprige Herausforderung darstellt.
Unterwegs zu sehen gibt es vor allem Natur, d.h. Bäume, Berge und am Schluss noch Tundralandschaft. Wenn man Glück hat noch ein paar Tiere. Wir sahen Karibus und zwei Moschusochsen, einer davon mit einem Jungen.
In Prudhoe Bay selber gibt es nichts zu sehen. Ein trostloser Ort am Eismeer, wo das Erdöl gewonnen und in kilometerlangen Pipelines nach Valdez gepumpt wird.

Seit gestern sind wir nun in North Pole, wo wir  den Büffel II von seiner zentimeterdicken Schlammschicht befreit haben. Cyrill ist noch während ich hier schreibe, damit beschäftigt, den Schlamm aus Büffels II Ritzen zu kratzen.
Zusammenfassend kann festgehalten werden: Cyrill fand die Dalton Highway-Fahrt gemäss eigenem Wortlaut "sehr geil", Cindy hat die Reise mehr oder weniger verschlafen, Sämi findets überall gut wo es potentielle Beute zu jagen gibt und ich fand bestätigt, was ich befürchtet hatte: Ich mag die Abgeschiedenheit nicht. Ich weiss jetzt, dass man nach sechs Tagen ohne Dusche stinkt wie ein Dachs und die Haare wie Kleister am Kopf kleben.
Aber demokratisch betrachtet, hat es der Mehrheit gefallen.






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