Mittwoch, 22. August 2018

20'000km später - Kanada Alaska

Reiseetappen seit letztem Blogeintrag:
North Pole-Fairbanks-Nenana-Denali National Park-Trapper Creek-Talkeetna-Wasilla-Anchorage-Bird Creek/Turnaround Arm-Russian/Kenai River-Homer Spit-Kenai-Seward-Matanuska Glacier-Valdez-Tok-Detruction Bay-Whitehorse-Skagway-Teslin Lake-via Cassiar Highway nach Hyder- Meziadin Lake-Lakelse Lake-Prince Rupert-Port Hardy-Telegraph Cove-Campell River-Ucluelet-Tofino

Unser erster längerer Aufenthalt nach dem Dalton-Highway-Abenteuer fand im Denali Nationalpark statt. Dort haben wir eine Bustour gemacht, da es nicht erlaubt ist, mit dem eigenen Auto reinzufahren. Diese dauerte acht Stunden. Leider haben wir nur sehr wenige Tiere gesehen, einen Elch und ein paar Dallschafe, diese allerdings nur mit dem Feldstecher sichtbar. So waren wir von dieser Tour natürlich etwas enttäuscht, zumal das Wetter schlecht war und die Sicht auf den Denali (höchster Berg in Nordamerika) getrübt. Tatsächlich sahen wir dafür beim Wegfahren direkt vor dem Haupteingang des Visitor Centers zwei Elche, ein Muttertier mit ihrem Jungen ganz nah bei unserem Fahrzeug.

In Anchorage haben wir nur einen kurzen Zwischenhalt gemacht, den wir für einen Spaziergang am Pazifik mit den Hunden genutzt haben. Daher kann ich leider nicht beurteilen, ob ein längerer Aufenthalt sich gelohnt hätte.

Da Alaska das Lachsparadies ist, haben wir zwei Nächte am Kenai River verbracht. Der ist unter Anglern offenbar weltberühmt. Cyrill hat uns dann auch tatsächlich einen Red Salmon gefischt, den wir gleichentags grilliert haben und der uns sehr geschmeckt hat. Dieser Campingplatz an der Mündung des Kenai-Russian-River ist ein Traum für passionierte Angler. Wir haben ein deutsches Ehepaar getroffen, das seit vielen Jahren den Urlaub hier verbringt. Dies ist insofern erstaunlich, da es sich bei diesem Campingplatz eigentlich mehr um einen Parkplatz handelt, ein Camper direkt nach dem andern. Die Männer pilgern mit der Anglerausrüstung zum Fluss während die Frauen irgendwas tun. Ich für meinen Teil habe die Zeit genutzt Büffel II herauszuputzen. Wobei es unter den einheimischen Anglern auch viele Frauen gibt. Es handelt sich dabei um ein geschlechts- und generationenübergreifendes Hobby, bzw. den Nationalsport Nr. 1 in Alaska.

Unser nächster Halt machten wir in Homer Spit, einem wunderschönen Ort auf einer dünnen Landzunge, links und rechts das Meer. Dort haben wir drei Nächte verbracht. Cyrill konnte ausgiebig dem Lachsfischen frönen während ich mich tatsächlich zu Fuss (!!!! in Alaska und Kanada eine Seltenheit!!!) ins Dorf aufmachen konnte, um die hübschen Shops anzuschauen, Kaffee zu trinken und Leute zu beobachten. Natürlich hatte es viele Touristen, aber auch einheimische, die ganz wild aufs Lachsfischen sind.
Am Sonntag machten wir uns auf, mit den Hunden zu spazieren. Unser Weg führte uns beim Fishing Hole vorbei, wo natürlich noch viele Fischreste und -eier rumlagen. Plötzlich fiel mir auf, dass Cindy eine Angelschnur nach sich zog. Da stellten wir fest, dass ein Angelhaken in ihrer Lefze feststeckte. Unsere Versuche, den Angelhaken zu lösen, blieben leider erfolglos, so dass wir einen Tierarzt aufsuchen mussten. Die Tierärztin meinte, sie müsse Cindy den Haken unter Narkose herausoperieren. Leider fand sie den Schlüssel zum Narkoseschrank nicht. So teilte sie uns mit, sie werde es ohne Narkose versuchen. Kaum zehn Minuten später war Cindy bereits vom Haken befreit, was die Tierärztin mit der Bemerkung "she is a Rockstar" quittierte. So wurde Cindy eine Operation erspart und Cyrill eine noch höhere Rechnung. Der Sonntagszuschlag war auch so beachtlich.
Am Abend gingen wir in die weltberühmte "Salty Dawg Bar". Am Nebentisch belustigte sich ein in Leder gehüllter Rocker über meine Getränkewahl, ein Glas Weisswein. Die Salty Dawg Bar ist offenbar die Kneipe, in der jeder richtige Kerl ein Bier stemmt. Er erzählte uns, dass er in einem Dorf gegenüber von Homer Spit wohnt, das allerdings so abgelegen ist, dass es nur per Boot oder Flugzeug erreichbar ist. Er ist dort Lehrer und in Homer Spit hat er sein Motorrad mit Seitenwagen deponiert. Mit diesem kurvt er während den Schulferien mit seinem Hund im Seitenwagen durch die Weltgeschichte. Ein wirklich cooler Typ, der uns auch seine Sorge zur derzeitigen US-Regierung kundtat.

Nach drei Tagen auf Homer Spit fuhren wir weiter Richtung Kenai und Soldotna. Irgendwo dazwischen hatten wir einen Halt auf einer Raststätte eingelegt. Plötzlich klopfte es an der Tür und Cyrill verdrehte die Augen, da wir schon befürchteten, es stehe jemand vor der Tür, der uns seine Begeisterung für das "impressive rig" kundtun wolle. (Solche Gespräche verlaufen immer gleich. "I looove your rig!!!" Danach folgt ein Schwall von Fragen über den Dieselverbrauch, zur Motorstärke bis hin zur Tankgrösse etc. etc. Wenn Cyrill jeweils nicht da ist und ich es mir gerade vor Büffel II gemütlich gemacht habe, klemme ich mir ganz schnell ein Buch vor den Kopf, wenn ich Neugierige herumschleichen sehe. Es gurkt mich nämlich an, mich über Büffel II technische Finessen auszutauschen. Zudem mögen mich die Detailfragen meist zu überfordern).
In der Tat stand ein älterer Herr vor der Tür, der nach unseren Reiseplänen fragte. Er teilte uns mit, dass er gerne eine Tradition seiner verstorbenen Mutter, pro Jahr einen Reisenden zu sich nach Hause einzuladen, fortführen möchte. Dies, um uns das "echte" Alsaka zu zeigen. Wir nahmen seine Einladung dankend an und fuhren hinter ihm her zu seinem Haus direkt am Kenai River. Er erzählte uns die Geschichte seiner Eltern, die echte "Homesteader" waren, d.h. freiwillige Siedler, die sich auf Gesuch der US-Regierung in Alaska niedergelassen hatten. Das Grundstück bekamen sie geschenkt, einzige Bedingung war, dass sie ein Haus bauen und Steuern bezahlen mussten. Es war ein sehr interessanter Tag und die Nacht durften wir auf Brad's Grundstück verbringen.

In Seward hatten wir eine Schifffahrt in den Kenai Fijord Nationalpark gebucht, wo wir Killerwale gesehen haben. In Valdez haben wir auf dem Parkplatz bei einer Lachszucht übernachtet. Dort gab es tausende von Lachsen zu sehen, die zum Laichen vom Meer zurückgekehrt waren. Dementsprechend gibt es auch viele andere Tiere zu sehen. Wir haben bei einer Kanufahrt mehrere Seelöwen ganz nah gesehen.

Da wir für am 15.8.2018 die Fähre von Prince Rupert nach Port Hardy gebucht hatten, mussten wir langsam die Reise via Cassiar Highway Richtung Süden antreten. Einen Abstecher nach Hyder, das wiederum in Alaska liegt, hatten wir noch eingelegt, da man dort von einem Holzsteg aus ideal Bären beobachten kann, wenn sie zum Lachsfischen kommen. Wir hatten nach einiger Wartezeit tatsächlich das Glück, einen Grizzly zu Gesicht zu bekommen.
Bemerkenswert dabei fand ich, dass es Cyrill überhaupt nichts auszumachen schien, mehrere Stunden auf einen Bären zu warten, während eine Wartezeit von 10 Minuten an der Kasse bei Walmart ihn an seine Grenzen bringt. Dies obwohl die Erfolgsquote bei Walmart an die Reihe zu kommen bei satten 100 Prozent liegt, bei der Bärenbeobachtung soll sie etwas tiefer sein.

Pünktlich am 14.8.2018 kamen wir in Prince Rupert an, um am nächsten Tag die Fähre zu nehmen. Im Hafen in der Warteschlange zu übernachten kostet tatsächlich 22 CAD. Dies ist in etwa der Preis. den wir normalerweise in Provincial Parks bezahlen.
Die Überfahrt mit der Fähre klappte reibungslos und dauerte 15 Stunden, was für meinen Geschmack etwas zu lange war. Die Landschaft ist zwar wirklich sehr schön aber doch auch irgendwie immer gleich. Die Hunde mussten zudem im Büffel II bleiben. Alle drei Stunden durften wir zu Ihnen, um 15 Minuten Gassi zu gehen, d.h. sich zwischen eng geparkte Autos zu quetschen und an diversen Autoreifen das Bein zu heben.
Am Abend um halb zwölf kamen wir in Port Hardy an, wo wir auf einem Parkplatz übernachtet haben. Gleich am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Telegraph Cove, ein hübsches kleines Örtchen mit 5 permanenten Einwohnern. Bei einer Kanufahrt konnten wir mindesten drei Killerwale beobachten.
Beim morgendlichen Spaziergang am nächsten Tag sind wir im Wald tatsächlich einem Schwarzbären begegnet, der auf einem Baum kletterte. Da ich eine Angsthase bin, finde ich solche Begegnungen aus dem Auto wesentlich entspannter als zu Fuss und meine Knie zitterten entsprechend. Glücklicherweise blieb Cyrill (und vor allem die Hunde!!) ruhig und der Bär wackelte davon.

Von Telegraph Cove aus fuhren wir weiter nach Campell River und Ucluelet. Jetzt sind wir in Tofino, wo wir mit Mühe und Not einen Campingplatz im Overflow ergattert haben, da die Gegend recht touristisch ist und immer noch Hochsaison herrscht.