Sonntag, 7. Oktober 2018

Yellowstone


Vancouver und Umgebung/ USA

Vancouver
Old Faithful, Yellowstone
Wapiti, Yellowstone

Cindy



Vancouver und Umgebung / USA

Reiseroute seit letztem Blogeintrag:
Tofino-Victoria-Sooke (French Beach P.P.) Vancouver-Langley-Whistler-Sqamish und immer wieder Vancouver...- USA: Nissqually-Portland-Fairfield-Craters of the Moon N.P.-Yellowstone N.P.-Jackson Hole-Saint Charles-Salt Lake City

Nach Tofino führte uns die Reise weiter nach Victoria, wo wir unter anderem die zauberhafte Chinatown besichtigt haben. Am nächsten Tag fuhren wir weiter zum French Beach Provincial Park. Da seit mehreren Tagen ein Warnsignal aufleuchtete, dass etwas mit den Bremsen nicht stimmte, wollte Cyrill mal an Büffel II schrauben. Nachdem er das Problem eruiert hatte, wurde der Steyr wieder zusammengeschraubt. Unser nächstes Ziel hiess nun Vancouver, da wir von anderen Reisenden den Tipp erhalten hatten, dass es in Vancouver einen Unimog-Spezialisten gebe, der uns weiterhelfen könne.
Nach der Überfahrt mit der Fähre von Nanaimo nach Vancouver, steuerten wir direkt die Garage von Hans Mross in Langley an. Obwohl er alle Hände voll zu tun hatte, bot er uns seine Hilfe für den nächsten Tag an. Die Nacht durften wir auf seinem Gelände verbringen. Am nächsten Tag schauten sich die Männer den Schaden an. Die Ursache war ja bereits bekannt und es stand schnell fest, dass Ersatzteile aus Deutschland bestellt werden mussten. Dies würde 14 Tage beanspruchen. Da wir immer noch mobil waren, stresste uns dies zu Beginn nicht all zu sehr. Optimistisch schmiedeten wir Pläne, wie wir die Zeit überbrücken könnten.
Unter anderem fuhren wir nach Whistler, ein Städtchen, in welchem 2010 die Olympischen Winterspiele stattfanden. Noch heute strotzt es vor sportlichen Angeboten. Solche Orte lösen in mir ein schlechtes Gewissen aus. Es wird in sportlichen Tenues gewalkt, gejoggt, geradelt und führt mir unerbittlich meine schon länger andauernde sportliche Pause vor Augen....Cyrill jedoch meinte, es sporne ihn an, selber auch wieder mehr zu tun. Bei mir bleibt diese Wirkung leider aus.
Nach Whistler machten wir einen kleinen Abstecher nach Squamish und Cypress Mountain, wo im Winter fleissig Ski gefahren wird. Danach gings weiter nach North Vancouver, wo wir schon einige Tage zuvor einen Parkplatz entdeckt hatten, wo man gratis übernachten kann. Dort tummeln sich immer wieder Wohnmobile, einige wohnen sogar dauerhaft dort. Da dieser Standplatz erstens gratis, zweitens schön gelegen, direkt am Meer mit Blick auf die Skyline von Vancouver, und drittens die Infrastruktur unschlagbar ist (Walmart, Toiletten, Bäckerei, Dogpark alles zu Fuss erreichbar), mausert er sich schon bald zu unserem zweiten Zuhause. Zum Glück wussten wir das nicht zu Beginn...
So tingelten wir die nächsten Tage zwischen dem Gratis-Standplatz in North Vancouver, dem RV Park am Capilano River (weil man ab und zu duschen und Wäsche waschen muss) und dem Derby Reach Park in der Nähe von Langley (also der Garage) umher. Am 14.9.2018 solle es dann endlich soweit sein: Die Ersatzteile aus Deutschland waren angekommen!! Unglücklicherweise hatte Cindy seit dem Vortag starke Schmerzen beim Gehen, so dass wir noch einen Zwischenstopp beim Tierarzt einlegten, da in der Nähe des RV Parks gerade einer war. Dieser entnahm Cindy eine Gewebeprobe und gab uns Schmerzmittel für sie. Ziemlich gestresst fuhren wir weiter zu Hans, der mit den Ersatzteilen auf uns wartete. Aufgrund des Staus kamen wir allerdings erst spät an und Hans war bereits am Wegräumen. So musste die Reparatur auf den nächsten Tag verschoben werden. Während der Reparatur stellte sich dann heraus, dass es sich zum Teil um die falschen Ersatzteile handelte. So blieb uns nichts anderes übrig, als unverrichteter Dinge Richtung Derby Reach Park zu fahren, ein schöner Regionalpark, direkt am Fraser River.
Eine weitere Woche Wartezeit stand uns bevor. Die Schmerzmittel hatten bei Cindy sehr gut angeschlagen, es war ihr kaum mehr etwas anzumerken. So hegten wir die Hoffnung, dass wir sie noch eine Weile bei uns behalten könnten. Bereits fünf Tage später konnte Cindy jedoch von einer Minute auf die andere nicht mehr aufstehen. Die Hinterbeine kippten ihr immer weg. Es war ein herzzerreissender Anblick, Cindy so hilflos zu sehen. So trafen wir den schweren Entscheid, sie am nächsten Tag von ihrem Leiden zu erlösen. Es war ein fürchterlicher Moment und die Tage danach waren schrecklich, weil sie uns bis heute bei jeder Handlung fehlt. Wir vier waren ein eingespieltes Reiseteam. Sämi hat seine grosse Schwester vergöttert und fühlte sich nur mit ihr zusammen mutig genug, auf andere (grössere) Hunde zuzugehen. Seine Neugier auf andere Hunde zuzugehen ist zwar gross, der Respekt aber noch grösser. So blickte er immer zuerst zurück zu Cindy, wenn ein Hund entgegenkam und schien ihr zuzurufen: "Cindy gömer?!" Und zusammen gingen sie.
Nun sitzen wir irgendwie an einem Tisch mit drei Beinen, alles wackelt ein bisschen. Wir vermissen sie sehr.
Zu allem Überfluss hatte während dieser schweren Zeit noch eine Regenperiode eingesetzt. Es regnete wirklich von morgens bis abends. Als Folge davon schlich sich die Feuchtigkeit in jede Ritze des Campers, Kleider trockneten nicht mehr und das Klopapier löste sich in seine Einzelteile auf. Für mich das schlimmste Klima und nicht selten habe ich von einer trockenen Wohnung geträumt.

Ein kleines Highlight in dieser Zeit war für mich, dass das Treffen mit Sophie, meiner ehemaligen Lehrtochter und Arbeitskollegin bei der Visana, welche einen Sprachaufenthalt in Vancouver macht, geklappt hat. Wir verbrachten zusammen einen gemütlichen Abend im Camper (es hat zur Abwechslung geregnet), obwohl sie einen Moment auf mich warten musste, da ich mich beim Hundespaziergang wieder einmal verirrt hatte. Leider bin ich wirklich mit einem monströs schlechtem Orientierungssinn gesegnet, so dass ich auch schon von der Dusche nicht mehr zum Camper zurückfand und mir Cyrill per Handy die Standnummer mitteilen musste. Zu meiner Entschuldigung lässt sich vielleicht sagen, dass sich die Tannen in Kanada sehr ähneln und als Orientierungshilfe wenig hilfreich sind.
Auf jeden Fall, hat das mit Sophie noch gut geklappt und Cyrill hatte sie netterweise bereits in Empfang genommen.

Am 23.9.2018 hatten wir von Hans Bescheid bekommen, dass die Ersatzteile aus Deutschland angekommen sind. Die Reparaturarbeiten konnten erfolgreich durchgeführt werden und bereits am nächsten Tag konnten wir die Grenze zu den USA passieren.

Unser erstes Ziel war Portland, wo wir Stefan Hammer, einen früheren Leichtathletik-Freund von Cyrill, und seine Familie besuchten. Dort durften wir zwei Nächte verbringen und am Familienleben teilhaben. Dies war besonders spannend, da es uns einen Einblick in den amerikanischen Alltag ermöglichte. Wir erlebten, wie die Kinder mit dem Schoolbus nach Hause gebracht werden und besuchten ein Trainingsspiel von Nolan, dem ältesten Sohn, welcher Mitglied einer American-Football-Mannschaft ist. Da gleichzeitig noch Stefans Eltern aus der Schweiz zu Besuch waren, herrschte ein wildes Sprachgewirr von Deutsch und Englisch. Herzlichen Dank nochmals Shawna und Stefan für die Gastfreundschaft, wir haben es bei Euch sehr genossen!

Weiter führte uns die Reise zum Craters of the Moon NP. Dieser bietet eine bizarre Landschaft aus Vulkangestein und ist in seiner Kargheit wunderschön. Danach fuhren wir weiter zum Yellowstone NP. Dieser ist für mich der bisher schönste Nationalpark. Gerade jetzt im Herbst strahlt er in einer unglaublichen Farbenpracht von Gold, Orange und Grün. Die Landschaft ist derart vielfältig, als würde man mehrere Kontinente durchqueren. Wir sahen Büffelherden, Hirsche, Elche und sogar einen Wolf, was äusserst selten ist.
Eigentlich wollten wir noch länger in den Rocky Mountains verweilen. Da die Wetterprognosen allerdings Schnee und Minusgrade voraussagten, haben wir uns entschieden, direkt den Weg nach Salt Lake City einzuschlagen. Einen Zwischenhalt im Wildwest-Städtchen Jackson Hole hatten wir allerdings noch eingelegt. Dies sollte man auf jeden Fall nicht verpassen, wenn man in der Gegend ist. Hier wird das Cowboy-Feeling noch zelebriert. Die Fusswege sind aus Holz und die Geschäfte sind in Gebäuden im Western-Saloon-Style untergebracht.

Heute Nachmittag werden wir einen Bummel in Salt Lake City einlegen um den berühmten Mormonentempel zu besichtigen.